Galeria Raster aus Warschau

Raster sind anders. Sie mögen keinen White Cube, keine Kunst-Dandys, keine Kunst um der Kunst willen. Sie mögen Kunst mit einer frischen Sprache und einem Gespür für die persönlichen Fehler und Erfolge im Alltag. Im Zentrum Warschaus haben £ukasz Gorczyca und Micha³ Kaczyñski, die beiden Betreiber von Raster, einen Lebens- und Kunstraum im vierten Stock eines Wohnhauses bezogen, der die Besucher einen anderen Blick auf die ausgestellten Arbeiten der überwiegend in den 70ern und später geborenen Künstler werfen lässt.

go to: Galeria Raster


Vernissage "Leichte Arbeit"
Performance: Oskar Dawicki
Animation: Two¿ywo zeigt sein Animationsprojekt „Kapitan Europa”
Musik: Galeria Raster legt Polnische Arbeiterlieder u.v.m. auf

Dienstag, 20. April 2004
Einlass: 18.00 Uhr, Beginn: 19.00 Uhr 

Agata Bogacka „My z psem”, 2003
Galerie am Kino
Eintritt Frei

 

"Leichte Arbeit"
Gruppenaustellung mit Wohnzimmercharakter & Workstations

Teilnehmende Künstler:
Agata Bogacka, Micha³ Budny, Rafa³ Bujnowski, Oskar Dawicki, S³awomir Elsner, Rafa³ Jakubowicz, Two¿ywo

Mittwoch, 21. April bis Sonntag, 09. Mai 2004
Öffnungszeiten: Täglich 16.00 bis 24.00 Uhr

Galerie am Kino
Eintritt Frei
in Kooperation mit:


Rahmenprogramm Raster


Mittwoch, 21. April 2004
Filme von Anna Baumgart (die Künstlerin ist anwesend)
Performance - Sêdzia G³ówny
Filme von Anna Ostoya Sta¿ewska (die Künstlerin ist anwesend)
Improvisationen mit Saxofon und Laptop - Anna Zaradny

20.00 Uhr
Galerie am Kino
Eintritt Frei


Donnerstag, 22. April 2004
Filme von Tomasz Kozak und Kobas Laksa
Performance - Cezary Bodzianowski
Dokumentarfilm über Pawe³ Althamer von Gorczyca/Kaczyñski

20.00 Uhr
Galerie am Kino
Eintritt Frei
Freitag, 23. April 2004
LiteraturLounge
Mit Dorota Mas³owska & Verleger und Herausgeber der Zeitschrift „Lampa i Iskra Bo¿a” Pawe³ Dunin-W¹sowicz

Filme von Micha³ Kaczyñski
Performance - Micha³ Kaczyñski
Konzert - Ma³y Szu

20.00 Uhr
Galerie am Kino
Eintritt Frei


Dorota Mas³owska

Samstag, 24. April 2004
Diashow mit Lukasz Gorczyca und Micha³ Kaczyñski
Filme der Raster-Künstler: Azzoro, Magisters, Sasnal und Igor Krenz
Performance - Micha³ Bujnicki
Party: Dj Huj

20.00 Uhr
Galerie am Kino
Eintritt Frei
in Kooperation mit:


Diskussion:
"Positionen zur polnischen Kunst und Kultur"


Es diskutieren:
£ukasz Gorczyca, Micha³ Kaczyñski (Galeria Raster)
Michael Kurzwelly (Künstler)
Dr. Piotr Olszówka (Philosoph, Künstler)
Dr. Anda Rottenberg (Kunstkritikerin, Historikerin)
Moderation: Dr. Peter Funken (Autor, freier Kurator
)

Verleihung des Kunstpreises zum Wettbewerb POLENMARKT

Musikalische Diashow: „Die schönsten Ecken in Polen“ mit £ukasz Gorczyca
Konzert - Brudnie Dzieci Sida unplugged - Polnischer Punkrock

Sonntag, 25. April 2004 19.00 Uhr
Galerie am Kino
Eintritt Frei






Galerie ZERO


Die Galerie Zero etabliert in Berlin eine Plattform und Ausstellungsfläche für osteuropäische Kunst und Kultur,
ergänzt durch ein Informationsnetzwerk und ein Journalistenbüro.

"Polnische Frau"
Ausstellung & Dokumentation
Vernissage Freitag 16. April, 20.00 Uhr


Die Kunstausstellung von Anna Krenz setzt sich mit den Bildern und dem Selbstverständnis von Frauen in Polen – auch und gerade im Spiegel der Wahrnehmung deutscher Frauen und Männer – auseinander.

Freitag, 17. April bis Donnerstag, 13 Mai. 2004
Galerie ZERO, Köpenicker Str. 4, 10997 Berlin
Öffnungszeiten: Di. bis Fr. 12.00-18.00 Uhr, Sa. 12.00-20.00 Uhr
Eintritt Frei

Foto: Anna Krenz
in Kooperation mit:


"Import - Export, Polnische Frauen im 21. JH" - Seminar


Was ist Feminismus in einer etablierten demokratischen Gesellschaft wie Deutschland und wie unterscheidet sich davon der Feminismus eines postsozialistischen Landes wie Polen?

Polnische und deutsche Feministinnen laden zum Gespräch:
Prof. Ma³gorzata Fuszara, Dr. Anda Rottenberg, Anna Nacher, Ewa Maria Slaska (weiter Teilnehmerinnen tba)

Donnerstag, 22. April 2004
Galerie ZERO, KöpenickerStr. 4, 10997 Berlin
Beginn: 16.00 Uhr
Eintritt Frei
in Kooperation mit:



Teilnehmende Künstler - Gruppenausstellung "Leichte Arbeit"
Rafa³ Jakubowicz, geboren 1974 in Poznañ. Künstler und Kunstkritiker. Abschluss mit Diplom an der Akademie für Bildende Künste in Poznan und derzeit Doktorand am Kunsthistorischen Institut der Adam Mickiewicz Universität, Poznan. Seine Kunst entwickelte sich schnell – von großformatigen, abstrakten Gemälden bis zu intelligenten und umstrittenen Aktionen die immer im strengen Verhältnis zur Realität stehen. Voller absurden Humors, doch gleichzeitig voller Gefühl für anarchisierende Gemütslagen der Gesellschaft sind die Projekte der Gruppe Wunderteam, in der neben Rafa³ Jakubowicz auch Wojciech Duda und Pawe³ Kaszczyñski mitwirken.
Die Installation „Arbeitsdisziplin” (2002) zeigt einen Ausschnitt der Fabrikgebäude von Volkswagen in Antoninek bei Poznañ. Diese einfache, doch durch den Verweis auf feindselige Bilder unserer visuellen Erinnerung sehr eindringliche Arbeit, rief einen der größten künstlerischen Skandale in Polen hervor. In Folge einer beispiellosen Einmischung der Volkswagendirektion und des Oberbürgermeisters von Poznan wurde die Ausstellung, die in der städtischen Galerie Arsena³ stattfinden sollte, zurückgerufen. Letztendlich wurde die Ausstellung in dem besetzten Haus Rozbrat in Poznan gezeigt. Es ist der erste Fall von Zensur zeitgenössischer Kunst in Polen überhaupt, welche auf Druck des Privatkapitals hin ihren Verlauf nahm. Ein polnisches Sprichwort lautet: „Hau auf den Tisch – Die Schere wird antworten”.

Micha³ Budny, geboren 1976 in Leszno. Budny stellt raffinierte Rekonstruktionen von Gegenständen und Formen her, die er im direkten Umfeld des modernen Menschen findet (Postkarten, Anzeigen, Handys, CD-Player usw.). Mittelgroße, leichte Objekte, hergestellt aus Pappe und verschiedenen Sorten oft vergilbten Papiers, zeichnen sich durch ihre edelmutige und zurückhaltende geradezu abstrakte Form aus. Es scheint, wir hätten es mit zeitlosen Modellen von Dingen zu tun, die von ihrer Funktion gesäubert wurden und zur Quintessenz ihrer Form und der auf ihr abgelagerten Zeit wurden. In seinen neuesten Arbeiten versucht Micha³ Budny auch Naturereignisse, die keine festgeschriebene Form haben, wie etwa Sprache, Regen oder Nebel, mit Hilfe von Papier und Schere nachzuempfinden.
Für die Ausstellung „Leichte Arbeit” hat Micha³ Budny zwei Projekte vorbereitet. Ein Werk aus der Serie der „unmöglichen” Skulpturen – der Lichtstrahl. Zum anderen, das Projekt „Leichte Arbeit live”. An den ersten Tagen der Ausstellung wird er seine Skulpturen kleben – eine nicht enden wollende Serie von Kohlestücken.
Die Skulpturen aus Pappe und Papier, die emsig von dem Künstler geklebt werden, sind leicht (sie wiegen nicht viel), doch ihr Sinn ist komplizierter – sie beschreiben den Zustand von Dingen und Gefühlen, die sich nicht in Gewichtseinheiten messen lassen. Zugleich scheinen sie sehr nah zu sein, häuslich, hergestellt mit Papier und Klebstoff geben sie Form und Sinn dem, was uns zuvor wie leerer Raum zwischen uns vorkam.

Rafa³ Bujnowski
, geboren 1974 in Wadowice. Maler und Grafiker. Der Kern seiner Arbeit ist die grenzüberschreitende, über die Malerei hinausgehende Frage nach dem gesellschaftlichen Status der Kunst und des Künstlers. Wofür sind die Bilder und woher kommen sie? In seinen verschiedenen Arbeiten, Bilderserien mit naturalistischen Bild-Gegenständen, gerahmten Bildern oder selbstständig durchgeführten Renovierungsarbeiten in Kunstgalerien – entledigt sich Rafa³ Bujnowski vorsätzlich von der künstlerischen Subjektivität und Individualität zu Gunsten von zweckgebundenem Automatismus. Er ist fasziniert von der Vereinbarkeit der Kunst, seine Arbeiten kann man als eigenwillige Modelle bezeichnen, als Entwürfe der Kunst, die einem den eigenen konventionellen Blick bewusst werden lassen.
Das Gefühl der Vereinbarkeit der Kunst und der Verhältnismäßigkeit ihres Wertes wirken auf ihn beunruhigend, doch im selben Moment treiben sie ihn zur verstärkten Aktivität an. Fleiß ist für Rafa³ Bujnowski das Gradmaß der Ehrlichkeit des Künstlers, deshalb malt er viel, manchmal dutzende gleicher Bilder.
Sein neuestes Projekt – eine Serie kleiner Holzregale – bezieht sich direkt auf die vereinbarten Werte, die bestimmten Gegenständen zugeschrieben werden, darunter auch Kunstwerken. In einer Firma, die sich auf die Konservation von Möbeln spezialisiert, hat er acht Repliken kleiner Holzregale aus dem Johannes Paul II Museum in Wadowice bestellt – es ist das letzte erhaltene Möbelstück aus dem Elternhaus des polnischen Papstes. Ein typischer serieller Gegenstand vom Anfang des 20. Jahrhunderts, der nur durch den Zufall den Rang eines historischen Ausstellungsstückes erreicht hat. Durch die Vervielfältigung provoziert er zu weiteren Gedanken über Originalität und Reproduktion von Gegenständen. Es ist aber auch subtile Reflexion über den gesellschaftlichen Bedarf am Kultischen und seiner materiellen Manifestationen.

Agata Bogacka, geboren 1976 in Warszawa. Genießt den doppeldeutigen künstlerischen und gesellschaftlichen Status eines Stars der Warschauer Szene. In ihren Bildern, hier ist sie eine Ausnahme in Polen, verbindet sie formelle Raffinesse mit einer sehr tief verwurzelten emotionellen Autobiographie. Agata Bogacka malt vorzugsweise Porträts ihrer Freunde, Liebhaber, Bekannten, Familienmitglieder und ihre eigenen. Die Bilder scheinen kühl und sparsam. Hinter dieser sterilen Form verbergen sich beunruhigende Themen über zerstörte Beziehungen, psychische Verwirrungen und Depressionen. Die zahlreichen Selbstporträts können den Betrachter durch Erotismen verstören – doch sind sie melancholisch und provokant zugleich. In den neuesten Arbeiten finden sich Szenen aus dem Grenzbereich zwischen Realität und Fantasie und ihre Logik weicht Psychedelischem, Ängsten und Trugbildern.
Ihre Arbeit steht der psychischen Obsession näher als dem ausgebildeten Kunsthandwerk, darüber erzählen auch ihre neuesten Bilder, die in der Ausstellung „Leichte Arbeit” präsentiert werden. Szenen wie aus einem Albtraum, in dem sich die Künstlerin nicht vor der rosa Farbe wehren kann. Sie kleckert mit ihr und schafft dadurch Bilder, doch es sind nicht abstrakte Farbkompositionen, sondern greifbare Spuren menschlicher Anwesenheit.

Oskar Dawicki, geboren 1971. Dawicki verbindet in seiner Kunst Performance, Konzeptualismus und Kontextualismus. In einer von Massenmedien und oberflächlicher Popkultur dominierten Welt sucht er nach tieferen Gründen und Beweisen für seine Existenz (oder Nicht-Existenz). Dabei entdeckt er absurde und berechenbare Gesetzmäßigkeiten gesellschaftlicher Kommunikation: Einer Detektivagentur hat er den Auftrag erteilt, auf die Frage „Wer ist Oskar Dawicki?“ zu antworten. Während zwei Jahren Arbeit in einer Werbeagentur hat er heimlich sein extrem verkleinertes Foto auf den Druckbögen platziert und nach einigen Monaten Training hat er den Intelligenztest mit der maximalen Punktzahl von 200 gelöst. Seine Performances sind hingegen ontologisch-illusionistische Minispektakel, während derer Dawicki – einem modernen Magier gleich – in Samtjacke auftritt. Seine Arbeiten sind blinkende Lichter der Metaphysik im Tunnel alltäglicher Realität.
Er zeigt Paradoxen auf – so wie in dem Projekt aus seiner Zeit in der Werbeagentur – man kann sein Foto bis ins unermessliche vervielfältigen und trotzdem anonym und völlig unerkannt bleiben. Jeder sieht das, was er sehen will. Der Künstler taucht dort auf, wo die Routine unsere Wahrnehmung abdämpft. Er überredet uns zum radikalen Optikwechsel, zum Betrachten der Welt mit Respekt für die Details, zum Beispiel zum Betrachten von Werbeprospekten mit der Lupe, um festzustellen, dass neben dem „Kingsize Burger” auch wirkliches Leben existiert. Diese Sammlung von Werbebildern „mit einem Untermieter” sind eigensinnige „moderne” Selbstporträts des Künstlers, der den Töpfern aus dem Mittelalter gleicht, und sein eigenes Signet auf seinen Werken hinterlässt. Der zeitgenössische Künstler baut zwar keine monumentalen Kirchen, um Gott zu preisen, doch – bodenständiger – erhält er sich durch Arbeit in einer Werbeagentur.

S³awomir Elsner
, geboren 1976 in Wodzis³aw Œl¹sk. Zeichner, Maler, Fotograf und Filmemacher. Lebt in Berlin. Elsner interessieren ästhetische Konventionen, die von Menschen verwendet werden, um ihre Persönlichkeit zu unterstreichen und auch die Ästhetisierung, die sie dem Abbild der Welt zuordnen. In seinen Zeichnungen hat er Vertreter verschiedener Berufsgruppen porträtiert und kürzlich schuf er eine Serie monumentaler Nachtbilder, die inspiriert von Pressefotografien von Kriegsschauplätzen die traurige Beobachtung mit sich bringt, dass auf den Seiten bunter Nachrichtenmagazine Raketenexplosionen zu buntem Feuerwerk werden. In einem seiner Fotoprojekte hat sich S³awomir Elsner in die Rolle von 20 unterschiedlichen Berufsrollen hineinversetzt – vom Dönerverkäufer zum Handballtrainer und Polizisten.
Seine Persönlichkeit verschwimmt fast vollständig vor unseren Augen, denn in jed
er Rolle sieht er gleichermaßen überzeugend aus. Ist er nun der sympathische Busfahrer oder der kleine Trickbetrüger mit sympathischer Erscheinung, der darauf wartet, das nächste Opfer über den Tisch zu ziehen, oder doch der verzweifelte Gastarbeiter, der Anschluss sucht. In jedem Bild ist eine dramatische Note – er hat keine Festanstellung, seine Persönlichkeit unterzieht sich stetigem Wandel, wie die Arbeit – nur auf Abruf. Seine Fotos und Filme sind aber gleichzeitig lustig, sie sind Verwechslungskomödien, eine Folge von Missverständnissen, die zu absurden Schlussfolgerungen führen kann. Von ihrer Art her sind sie unwirklich und lehren einen die Realität als ein Spektakel zu betrachten, in dessen Ablauf wir eingreifen können, indem man zu verschiedenen Tricks greift.

TWO¯YWO ist eine Warschauer Künstlergruppe, die Street-Art, Stadtguerilla und Wortkultur verbindet. Derzeit arbeitet sie in Zweierbesetzung: Mariusz Libel (geboren 1978) und Krzysztof Sidorek (geboren 1976), beide sind glücklich unvorbelastet durch etwaige Ausbildungen an Kunsthochschulen. In den letzten Jahren hatten sie zwei Plakatwände im Zentrum Warschaus zur Verfügung, auf denen sie jeden Monat ihre neuen Plakate veröffentlichten. Ihre Arbeiten basieren auf halsbrecherischen Wortspielen und einfacher Grafik, sie sind zugleich auch ein aktueller Kommentar der Realität, gesellschaftlicher Tendenzen und der sinnentleerten Sprache der politischen Slogans.
TWO¯YWO war auch Vorreiter der „Vlepki” Bewegung („Vlepki” sind kleine, witzige und absurde Aufkleber, die von jungen Menschen in der ganzen Stadt, besonders gerne in Nahverkehrsmitteln, verklebt werden) und kreative Nachfolger der Warschauer Schablonen- und Graffitiszene. Zurzeit entwickeln sie Internetprojekte, wie zum Beispiel die animierte Filmserie unter dem Titel „Kapitan Europa”. Sie behandeln das Internet als einen der Straße gleichwertig gestellten öffentlichen Bereich. Seit kurzem versuchen sie ein Gleichgewicht zwischen Kunst und wirtschaftlicher Situation zu schaffen und produzieren ihre Plakate in kleinen Auflagen, die verkauft werden.

Seitenanfang